2000er – 2010er

2000 Fashion Valentino

Valentino – Haute Couture Spring-Summer 2008 – last show before stepping down the role of Creative Director of the maison

Die Nullerjahre

Der Beginn des Jahrzehnts schockierte mit einer der größten Tragödien der Geschichte vom 11.September 2001 als  die Twin Tower in New York Opfer eines Terroranschlags wurden. Die laufende Modewoche wurde sofort unterbrochen, jedoch zeigten sich die New Yorker sechs Monate später wieder bereit zur Präsentation. 2003 marschierten die USA, England, Australien und Polen als Antwort in Afghanistan und später den Irak ein.

Auf der anderen Seite prägten Naturkatastrophen und die unaufhaltsame Medien- und Internetwelt das beginnende Jahrzehnt. Massenmarkt-Unternehmen kopierten die Entwürfe der Designer und die berühmten Designerkollaborationen taten sich auf. Vintage-Kleidung wurde zum Ende hin immer beliebter und das Kombinieren von High Street-Kleidung mit Designerteilen wurde selbstverständlich.

Kunst und Kultur

2004 verließ Tom Ford unerwartet das Gucci-Label, für das er seit 1994 entworfen hatte und welchem er zu einem Dasein als eines der angesagtesten und einflussreichsten Modehäuser in der Industrie verholfen hatte. Ein Jahr später folgte die Gründung des eigenen Labels und 2005 sein erstes Regiedebüt mit dem  Oscar-nominierten Film  „Ein alleinstehender Mann“ (A Single Man).

2000 Fashino Tom Ford

Copyright © AFP / Archives du 7eme Art / Photo12

Bei Givenchy ersetzte Julien Macdonald Alexander McQueen bevor er 2005 schließlich von Riccardo Tisci abgelöst wurde.

Die Magermodel-Thematik kam ferner auf als das Model Luisel Ramos während der Uruguay Fashion Week auf dem Laufsteg zusammenbrach. Als Reaktion darauf veranlassten die Koordinatoren der Mailänder Modewoche ein Verbot von Models mit einem BMI unter 18. Kurze Zeit darauf verschärfte der Tod des brasilianischen Models  Ana Caroline Reston die Kontroverse weiter. Im darauffolgenden September weigerte sich die Londoner Fashion Week,  nicht zu dünne Models zu zeigen, solange die Britische Fashion Council keinen Einspruch erhoben hatte. In der Folge stellten sich vereinzelt Designer dem Magertrend entgegen und sandten Models mit größeren Kleidergrößen auf den Laufsteg. Der Designer Mark Fast präsentierte dabei u.a. Models mit Größen von 40-44 auf der London Fashion Week in 2010. Vorzeigemodel ist hierbei die britische Daisy Lowe, die bereits mit Karl Lagerfeld, Vivienne Westwood, Henry Holland, Topshop und Charlotte Ronson zusammenarbeitete.

Form und Silhouette

2000 Fashion Diane Von Furstemberg

Diane Von Furstemberg – Autumn-Winter 2007/08

2005 führte Roland Mouret das Galaxy-Kleid ein, was einen der größten Erfolge des Jahrzehnts feierte. Mit unglaublichem Stretchvermögen und Korsettähnlicher Beschaffenheit zaubert es für jede Trägerin eine feminine Form. Die Daily Telegraph-Zeitung nannte es sogar „Das meistbeachtete Kleid des Jahrzehnts“. Mit der Relancierung ihres Labels brachte Diane von Furstenberg ihr Wickelkleid nochmals im Jahr 2003 groß raus, als Stars wie Gwyneth Paltrow und Jade Jagger den Trend wieder einführten.

Mit der Wahl zum Präsidenten schrieb nicht nur Barack Obama Geschichte, sondern auch seine Frau Michelle, die modetechnisch in Staunen versetzte und als First Lady mit  ihrem eigenen Modesinn begeisterte. Sie machte unbekannte Designer zu Namen und ist bekannt für ihre klassischen, ärmellosen Kleider. Designer wie Jason Wu, Isabel Toledo, Nariciso Rodriguez, Calvin Klein, Alexander McQueen und Donna Ricco verdanken ihr steigende Aufmerksamkeit.

Die erste Hälfte des Jahrzehnts sah das Revival des Ugg Boots, der erstmals an Pamela Anderson in Baywatch gesehen wurde. Der komfortable Look wurde kurze Zeit später von allen Celebrities vorgeführt und mit dem Juicy Couture-Jogginganzug von Stars wie Paris Hilton, Britney Spears und Eva Longoria komplementiert.

Valentino - Haute Couture Spring-Summer 2008

Valentino – Haute Couture Spring-Summer 2008

Mit dem Jahr 2007 wurden auch die Kleider wieder eng anliegend und der s.g. Bodycon-Trend begann um sich zu greifen. Florale Kleider mit gewagten Prints, Blütenblättern oder ganzen Blüten zeigten sich in den Kollektionen von Valentino, Peter Jensen, Jean Muir und Oscar de la Renta. Bei Dior und Louis Vuitton lebte der Hollywood-Glamour wieder auf. Großmaschige Strickwaren und grobe Schals sowie Boyfriend-Cardigans und Tweetstoff schützten vor  kältere Tage. Steppjacken und gepolsterte Sportjacken waren ebenfalls im Zuge des Reitertrends zu Must-Haves geworden.

In der zweiten Häfte des Jahrzehnts erlebten die 80er ein kleines Revival mit den akzentuierten Schulterpartien bei Balmain und den Disco- und Lycra-Anlehnungen bei Versace und Gucci.

Helena Christensen und Sienna Miller machten den bohemian Look der 60er wieder salonfähig und stolzierten mit langen Röcken, Cowboy-Stiefeln und bestickten Tops und „Hobo“-Bags die Straßen herunter.

 

Festival Wear

Von Sienna Millers Boho Chic inspiriert, wurde die Festival Wear zu einem der größten Modephänomenen des Jahrzehnts. Celebrities machten dabei den Look vor und brachten eine neue Modekultur in Gang. Alexa Chung setzte mit ihren Denim-Shorts, Streifentop, Lederjacke und den obligatorischen  Hunter Wellington-Stiefeln den klassischen Festival-Look fest. Ray Ban-Brillen und Pilotensonnenbrillen waren ebenfalls nicht mehr wegzudenken und fester Bestandteil auf dem Festivalgelände geworden.

Gladiator-Sandalen und verspielte, romantische Kleidchen folgten bald ins Sortiment. Bis heute bieten Festivals eine Zurschaustellung interessanter und individueller Looks.

Accessoires

Die XL-Bags machten langsam aber sicher immer mehr von sich reden und wurden schnell zum essentiellen Begleiter der Frau. Designer-Taschen wie die Chloe’ Paddington-Bag (2002), die Mulberry Bayswater-Bag (2003) und die Gucci Indy-Bag griffen den sich abspielenden Boho-Stil auf während die Fendi Spy-Bag (2005), die Marc Jacobs Stam-Bag (2005) und die Temperley-Tragetasche weitere Trendtaschen darstellten.

Designer-Kollaborationen

Während des Jahrzehnts tat sich eine weiteres geniales und unglaublich erfolgreiches Marktphänomen auf: Die Designer-Kollaborationen, welche High Fashion für den Massemarkt zugänglich machten. 2004 kollaborierte erstmals Karl Lagerfeld mit der schwedischen Modekette H&M, die nun jährlich einen neuen Gastdesigner begrüßt. Valentino und Gap arbeiteten an einer Kapsel-Kollektion zusammen, Yohji Yamamoto mit Adidas und Neil Barret sowie Jil Sander mit Puma. Daneben entwarfen Alexander McQueen und Hussein Chalayan ebenfalls für den Sportwarenhersteller, wobei sich der High Street-Gigant Topshop mit Designern wie Christopher Kane zusammentat.

Die Ikonen

Das Ex- Spice Girl und heute erfolgreiche Modedesignerin Victoria Beckham polarisiert mit ihren perfekt sitzenden und abgestimmten, klaren Looks, die auch ihre eigene Linie definieren. Kate Moss war die wohl einflussreichste Trendsetterin der letzten Jahre mit ihrem lässigen, Rock Chic, der im Rahmen ihrer Kollektionen für Topshop auch bald für jeden ihrer Anhänger erhältlich war.  Das Model, Sängerin und First Lady Carla Bruni faszinierte modisch mit schickem Casual Style, während die kurvenreiche modelnde Schauspielerin Monica Bellucci für ihren glamourösen Stil geliebt wurde.

Dita Von Teese machte nicht nur als Burlesque-Tänzerin, sondern auch mit ihrem perfekten Vintage/Pin-Up-Stil von sich reden, der unzählige Frauen begeistert.

Sean Combs alias P.Diddy war als Rapper, Sänger, Schauspieler, Producer und Modedesigner so erfolgreich wie kein anderer, sodass er neben drei Grammy-Auszeichungen und zwei MTV Music Awards auch einen CFDA-Award erhielt.

2000 Fashion Dita Von Teese

Copyright © AFP / Studio Harcourt Paris

Die  Designer

Matthew Williamson

Nach seinem Abschluss am Central Saint Martins designte Williamson zunächst für Monsoon und Marni. 1996 kam es zur ersten eigenen Kollektion, die von Kate Moss, Helena Christensen und Jade Jagger vorgeführt wurde. Exotische, bunte Prints sind sein Markenzeichen und brachten ihn 2002 auf die New York Fashion Week. 2005 fand Williamson eine Anstellung bei Emilio Pucci  und feierte bereits zwei Jahre später sein 10-jähriges Jubiläum auf der London Fashion Week mit Ausstellung im Londoner Design Museum.

Balmain

Nach dem Tod Pierre Balmains 1982 übernahmen Erik Mortensen und danach Oscar de la Renta die kreative Leitung des Labels. Es folgten weitere Head-Designer-Nachfolgen mit Laurent Mercier, Christophe Lebourg und Christophe Decarnin, der dem Label zu neuem Glanz verhalf. Aktuell ist Olivier Rousteing Head-Designer bei Balmain.

Rick Owens

Rick Owens kam vor allem mit einem Kate Moss-Cover der französischen Vogue ins Gespräch, auf dem sie eine von ihm designte Antikleder-Jacke trug und das zu einer Modenschau auf der New York Fashion Week im Jahr 2002 führte. Anna Wintour und die amerikanische Vogue unterstützten dabei den Designer, dessen Stil Glamour und Grunge vereint und immer eine rohe, derbe Seite zeigt.

DSquared2

Die Zwillinge Dean und Dan Caten arbeiteten während der 90er für Designer wie Gianni Versace oder Diesel. Letzterer unterstützte das Duo schließlich finanziell bei der Gründung ihres eigenen Labels. Mit vorausgegangenen Menswear-Kollektionen präsentierten DSquared2 2003 ihre erste Womenswear-Kollektion und begeistern jede Saison mit unterhaltsamen Shows und unüblichen Schuhdesigns, Düften sowie Kosmetika.

dsquared

Henry Holland

Henry Holland machte mit seinen lauten Shirts, die Statements wie „I’ll Tell You Who’s The Boss Kate Moss“ und „Get Your Freak On Giles Deacon“ sprachen, erstmals auf sich aufmerksam. Der in Lancashire geborenen Designer zeigte seine erste Kollektion im Jahr 2008 und wurde prompt gefeiert. Er erhielt noch im selben Jahr einen Award bei den Scottish Fashion Awards und steht heute für seine bunten und frechen Designs.

Christopher Kane

Nachdem Christopher Kane 2005 bereits während seiner Studienzeit mit dem Lancôme Colour Award und dem Harrods Design Award ausgezeichnet worden war, wurde keine Geringere als Donatella Versace auf den walisischen Designer aufmerksam und stellte Kane sogar ein Jahr später bei sich ein. Daneben kollaborierte er mit Designern wie Russell Sage und Giles Deacon bevor er 2006 seinen Abschluss am Saint Martins in London machte. Im gleichen Jahr noch gründete er sein eigenes Label und begeisterte mit bandagenengen Designs, die in Neonfarben und Stretchspitze gehalten waren.

Laufstege

DSquared2

DSquared2 sind bekannt für ihre extravaganten und themenorientierten Laufstege, über die Celebrities wie  Christina Aguilera (2005) ,Rihanna (2007) oder Bill Kaulitz von Tokio Hotel (2010) liefen. Aguielera entblößte ein Männermodel, während Rihanna in einem riesigen Auto erschien und sich Bill Kaulitz aus einem Käfig im Stil der Rocky Horror Picture Show befreite.

2000 Fashion Michelle Obama

Copyright © AFP / RIA Novosti – Michelle Obama

Avatar-Foto

Written by Saxony Dudbridge

Saxony Dudbridge was one of the first contributors to the Catwalk Yourself project, Saxony studies International Fashion Marketing and she is responsible for our great History and Designers Biographies sections.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert