Antonio Marras
Geboren: Alghero, Italien 1961
Antonio Marras verfügte früh über Begeisterung für Kultur und Kreativität. Sein Vater führte diverse Boutiquen in Alghero, in denen er sich mit Kleidern und Stoffen auseinandersetzen konnte. Ohne jede Ausbildung erlernte er selbst Schnitt- und Stofftechniken.
Mit seinen hervorragenden Fähigkeiten erhielt er bald die Möglichkeit von einem italienischen Unternehmen, eine Ready-to-Wear-Kollektion fertigzustellen, mit der er 1987 in Rom debütierte gefolgt von einer weiteren 1996. Hochwertige Kunstfertigkeit und Detailreichtum standen für sich und unterstützten das Leitmotiv der Kollektion „ligazzio rubio“ („rotes Band“ auf Sizilianisch).
Nach Jahren als freier Designer präsentierte Marras 1999 erstmals in Mailand. Diese Kollektion war der Schweizer Schriftstellerin Annemarie Schwarzenbach gewidmet und ebenfalls vom sardischen Kolorit bestimmt, zeigte jedoch mehr Moderne als seine vorherigen Designs. Im Jahr 2001 erhielt er seine erste Auszeichnung mit dem „Francesca Alinovi Award“ in Bologna. Ferner erschien ein Buch von Cristina Morizzi, das sich mit der Arbeit Marras´ beschäftigt.
2002 wandte sich Antonio Marras der Männerbekleidung zu und zeigte seine erste Menswear-Kollektion an der Pitti Immagine Uomo in Florenz. Fortan war sein Label schließlich regulär in Mailand präsent. Weiterhin zeigte er sich mit seiner Linie „Laboratorio“ experimentell, für deren Kollektion die Schneider/innen und Sticker/innen ihre Herkunft und Tradition in ihre Arbeit einfließen lassen sollten, sozusagen als kultureller Workshop mit Raum zum Experimentieren, dessen Kleidung weder völlig Ready-to-Wear noch Couture sei.
Ein Jahr später veranstaltete das Masedu Museum of Contemporary Art in Sassari, Italien, eine Ausstellung mit dem Titel „Antonio Marras. – A Tale of Form“. Im Laufe der Zeit begann Marras mit anderen Künstlern und Designern zusammenzuarbeiten. Die Schauen hierzu fanden jährlich in Alghero statt. 2003 übernahm er die künstlerische Leitung bei Kenzo, wodurch sich sein Ansehen nochmals steigern konnte.
Drei Jahre später erschien ein weiteres Buch mit dem Namen „Antonio Marras“, welches von der Fondazione Pitti Discovery herausgegeben wurde. Ebenso hielt die angesehene Kunststiftung Fondazione Sandretto Re Rebaudengo die Ausstellung „Antonio Marras – Ten Years Later“ und damit die erste für einen Modedesigner. Inhalt der Ausstellung waren u.a. Aufnahmen der russisch-amerikanischen Fotografin Yelena Yemchuck vom Designer.
Antonio Marras lebt heute in Alghero und pendelt von dort zwischen Mailand und Paris. Beim eigenen Label setzt er hauptsächlich auf historischen Einfluss, bei Kenzo – dessen Gründer Takadas Ansicht folgend – auf das Fusionspotenzial der Mode, für ihn besonders in Bezug auf Herkunft, sodass sich seine sardische Abstammung stets im Kenzo-Stil wiederfinden lässt. Demnach sind Historie und Herkunft Mittelpunkt seines Designens.